17. März 2000

Energiepolitik und Atomenergie



Spätestens seit dem im Frühjahr 2007 vorgelegten Klimaschutzbericht der Vereinten Nationen sind die Themen Klimaschutz und Energiepolitik weltweit von Parteien aller politischen Lagern aufgenommen worden. Doch in den meisten Fällen – so auch in Deutschland – wird zwar über Klimaschutz gesprochen, getan wird dagegen aber eher wenig. Wir brauchen deshalb endlich umwelt- und klimafreundliche Politik – auch in Sachsen.

Weg von der Kohle

Nach wie vor ist die Energiegewinnung aus Stein- und Braunkohle für den größten Teil der deutschen CO2-Emissionen verantwortlich. Im Jahr 2005 war sie für 37% der deutschen Emissionen verantwortlich. Neue Technologien wie das Sammeln und Lagern des Kohlendioxids im Erdboden (CO2-Abscheidung) sind mit Vorsicht zu genießen. Diese Techniken sind heute weder erprobt noch fertig entwickelt. Die Risiken wie z.B. der plötzliche Austritt von größeren CO2-Mengen aus dem Erdboden nach Erdbeben oder die Versauerung von Böden und Weltmeeren sind heute nicht abzuschätzen.

Darüber hinaus ist Kohle nicht nur eine besonders schmutzige, sondern auch noch eine besonders ineffiziente Energiequelle. Während der Energiegewinnung geht über die Hälfte der Energie als Wärme verloren.

Gerade die in Sachsen stark genutzte Braunkohle ist der schmutzigste Energieträger von allen. Sie verursacht fast dreimal so große CO2-Emissionen wie z. B. die Energiegewinnung aus Erdgas [1]. Noch heute werden nach dem über siebzig Jahre alten deutschen Bergrecht ganze Dörfer umgesiedelt und aufgegeben, um neue Braunkohle-Felder im Tagebau zu erschließen [4]. So auch in Sachsen, wo derzeit der Ort Heuersdorf um sein Fortbestehen kämpft [3].

Anstatt jedoch aus der Braunkohle auszusteigen, werden in Sachsen neue Braunkohle-Kraftwerke gebaut, so zum Beispiel in Boxdorf (Oberlausitz), wo ab 2011 ein neues Braunkohle-Kraftwerk jährlich 5 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen wird. Dabei werden bereits heute 60% der Sächsischen CO2-Emissionen durch Braunkohle-Kraftwerke verursacht.

Atomenergie

Als Allheilmittel wird derzeit die Atomkraft von den großen Energieriesen in Deutschland gepriesen. Sie sei CO2-frei, sauber und sicher, ist dort immer wieder zu hören. Aber die Atomkraft ist bei weitem nicht so sauber wie immer behauptet!

Auch für den Gewinn von Atomstrom ist Treibstoff nötig. Dieser Rohstoff ist Uran. Uran wird im Bergbau gewonnen und muss zunächst angereichert werden, bevor es in einem Atomkraftwerk genutzt werden kann. Dabei ist Energie notwendig, für deren Gewinnung ebenfalls CO2 ausgestoßen wird. Eine solche ‚vorgelagerte Prozesskette‘ haben alle Energieträger. So wird z. B. auch bei der Herstellung von Photovoltaik-Zellen CO2 freigesetzt. Eine Studie des Öko-Institut e. V. kommt zu einem Ergebnis, dass Atomstrom (unter Berücksichtigung dieser vorgelagerten Prozessketten) schon heute mehr CO2 pro Kilowattstunde Strom verursacht als Strom aus Wind- oder Wasserkraft.

Uran ist genau wie Öl ein knapper Rohstoff. Heute geht mensch davon aus, dass die weltweiten Uran-Vorräte noch für 60 bis 80 Jahre reichen werden; bei gleich bleibendem Verbrauch! Es ist also davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren auch schlechtere Uran-Vorkommen erschlossen werden müssen, für die weitaus größere Energiemengen zum Abbau und zur Anreicherung erforderlich sind. Damit stiege auch der CO2-Ausstoß der Atomenergie.

Erneuerbare Energien

Die klassischen Energieträger Kohle und Atomstrom haben ausgedient. Wenn Deutschland die ehrgeizigen Klimaschutz-Ziele und die angestrebte Senkung der CO2-Emissionen erreichen möchte, ist ein Wechsel zu erneuerbaren Energieträgern unumgänglich.

Schon heute beschäftigt die Branche der erneuerbaren Energien in Deutschland sieben mal so viele Arbeiter wie die Branche der Atom-Energie. Allein in Sachsen arbeiten über 5000 Menschen im Bereich der regenerativen Energien [2]. Erneuerbaren Energien müssen weiterhin konsequent gefördert und gefordert werden, damit sie im Konkurrenzkampf gegen die immer noch übersubventionierte Atomkraft bestehen können.

Doch ein Wechsel der Energieträger alleine reicht nicht. Durch konsequentes Energiesparen muss Deutschland endlich seinen Energieverbrauch drastisch senken. Altbauten und -wohnungen müssen konsequent saniert und an aktuelle Wärmedämmungs-Standards angepasst werden.

Es ist auch in Deutschland Zeit für ein Top-Runner-Gesetz. Ein solches Gesetz fördert die Entwicklung energiesparender Elektrogeräte. Die besten Geräte setzen dabei die aktuellen Standards im Energieverbrauch. Schlechtere Geräte werden nach einem bestimmten Folge-Zeitraum verboten und aus dem Handel genommen [5]. Dies reizt die Hersteller zur Entwicklung energiesparender Geräte und senkt gleichzeitig die Energiekosten für die Verbraucher.

Selbst aktiv werden!

JedeR Einzelne kann selbst aktiv werden, Energie sparen und erneuerbare Energieträger nutzen. Schon heute sind Stromanbieter die zu hundert Prozent erneuerbare Energien nutzen konkurrenzfähig. Im Internet kann mensch sich über die aktuellen Preise und entsprechender Anbieter informieren [6]. So ein Umstieg ist einfach und zeigt den großen Stromanbietern, dass die VerbraucherInnen an klima-freundlichen Lösungen interessiert sind.

Auch beim eigenen Konsum kann schnell verschwendete Energie eingespart werden. So bestehen schon im eigenen Haushalt zahlreiche Möglichkeiten zum Energiesparen, z.B. beim Lüften, Kochen oder Abschalten von Elektrogeräten im Standby-Betrieb.

Darüber hinaus kann JedeR Freunde und Bekannte informieren, überzeugen und begeistern. Es kann doch nicht sein, dass es den großen Stromkonzernen noch heute gelingt, den VerbraucherInnen weiß zu machen, ihr Strom sei umweltfreundlich und sie bemühten sich im Klimaschutz. Für solche Lügen und Hinhalte-Taktiken bleibt dem Klima zu wenig Zeit!

Informationen zum Weiterlesen

[1] Stude des Öko-Institut e. V. \“Treibhausgasemissionen und Vermeidungskosten der nuklearen, fossilen und erneuerbaren Strombereitstellung\“ (http://www.oeko.de/oekodoc/318/2007-008-de.pdf)
[2] Energieprogramm der Grünen in Sachsen (Energieprogramm von Bündnis90/Die Grünen in Sachsen)
[3] Webseite des Orts Heuersdorf, der in Sachsen dem Braunkohle-Tagebau weichen soll (http://www.heuersdorf.de/)
[4] Beschluss der Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis90/Die Grünen zum deutschen Bergrecht (http://www.gruene.de/cms/partei/dokbin/207/207472.bergrecht.pdf)
[5] Wikipedia-Information zum Top-Runner-Programm (http://de.wikipedia.org/wiki/Top-Runner-Programm)
[6] Informationen zum Stromanbieter-Wechsel (http://atomausstieg-selber-machen.de/)



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