Riesaer-Teigwaren wird bestreikt – GRÜNE JUGEND Sachsen solidarisiert sich mit den Anliegen der Beschäftigten und fordert: Niedriglohnmauer einreißen!
Riesa. Etwa 140 Beschäftigte des ostdeutschen Traditionsbetriebs setzen sich für das „Einreißen der Niedriglohnmauer“ ein. Seit nun mehr sechs Wochen fordern sie, organisiert durch ihre Gewerkschaft, die NGG Ost, eine Lohnerhöhung von 2 Euro mehr die Stunde. Der momentane Standardlohn liegt bei 12,51 Euro die Stunde. Der Streik dauert immer noch an.
Charlotte Henke, Landessprecherin der GRÜNEN JUGEND Sachsen, ordnet ein:
„Die erschreckend niedrige Bezahlung von den Angestellten muss ein Ende finden, egal ob bei den Riesaer Teigwaren oder bei allen anderen Unternehmen. Es kann nicht sein, dass die 140 Angestellten und die rund 40 Leiharbeiter*innen nur knapp über dem Mindestlohn verdienen und nicht wissen, wie sie diesen Winter über die Runden kommen sollen. Die GRÜNE JUGEND Sachsen findet es außerdem geschichtsvergessen, dass Lohnunterschiede zwischen Ost und West, wie in diesem Fall, so selten thematisiert und damit auch problematisiert werden. Die Beschäftigten in Riesa verdienen nur etwa 2/3 des Gehalts der Beschäftigten in Baden-Württemberg. Die Teigwarenfabrik Riesa war ab 1987 der größte Nudelhersteller der DDR und nur 5 Jahre später, am 1. September 1992, wurde der gesamte Betrieb durch die Treuhand stillgelegt. Der neue, baden-württembergische Eigentümer Alb-Gold übernahm daraufhin am 1. Januar 1993 die Fabrikanlagen für eine (!) symbolische Mark. 1996 war der Betrieb daraufhin wieder Marktführer in den neuen Bundesländern. Für uns zeichnet das ein klares Bild. Die Riesaer Nudelfabrik war nie wirklich unprofitabel, vielmehr wurde sie durch die Treuhand bewusst kalt gemacht und für einen Witzbetrag an die westdeutsche Konkurrenz verhökert, um unliebsame innerdeutsche Rivalen auszuschalten und die miserable Wirtschaftlsage auszunutzen, um mit Billiglöhnen in Ostdeutschland möglichst viel Profit zu machen. Hier solidarisieren wir uns ausdrücklich mit den Streikenden und sagen gemeinsam: Die Ausbeutung endet hier und jetzt! Der Arbeitgeber muss reagieren!“
Ella Hanewald, Landessprecherin der GRÜNEN JUGEND Sachsen, ergänzt:
„Wenn die Löhne von 140 Beschäftigten um 2 Euro steigen, dann sind das 720.000 Euro Lohnkosten mehr pro Jahr. Der Standort Riesa hat zuletzt 1,9 Millionen Euro Gewinn abgeworfen. Wir sind der festen Überzeugung, dass hier der Aufstieg aus dem Billiglohnsektor und das Ermöglichen eines Gehalts von dem es sich leben lässt, lohnenswert ist. Die Angestellten verdienen armutsfeste Renten, inflationsangepasste Einkommen und schlicht und ergreifend Wertschätzung. Genauso wie ihre Kolleg*innen in Westdeutschland. Das ist keine Lappalie, sondern ein Grundanliegen der Ideale der deutschen Wiedervereinigung. Wir sind noch längst nicht da, aber können unser Bestes geben, indem wir weiterhin uns dafür einsetzen die Unterschiede zwischen Ost und West Stück für Stück abzubauen. Am Ende muss klar sein, dass sich harte Arbeit, hier sogar im 3-Schichten-Dauerakkord, endlich wieder lohnen muss. Die verheerende Einführung des Niedriglohnsektors unter Gerhard Schröder und das brutale Verhalten einer Treuhand unter Helmut Kohl müssen nicht das Schicksal von ostdeutschen Arbeiter*innen für immer bestimmen. Blühende Landschaften sind möglich, aber nicht durch neoliberale, zynische Politik einer Merz / Kretschmer CDU, sondern durch ordentliche Bezahlung und Stärkung der Arbeitnehmer*innenrechte. In dem Sinne wünschen wir den Streikenden und der NGG Ost viel Erfolg und rufen dazu auf Geld auf ihren Streik-Solidaritätsfond zu überweisen, da nach 6 Wochen die finanziellen Mittel der Gewerkschaft ausgedünnt sind.“
Solidaritätsfond unter: https://ost.ngg.net/artikel/2022/aufruf-solidaritaetsfonds-fuer-beschaeftigte/
Kontakt für Rückfragen: charlotte.henke@gj-sachsen.de, ella.hanewald@gj-sachsen.de
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