29. Oktober 2022

Sächsische Biotope und Landschaften schützen – Heibo und Holzbergbiotop retten



Beschluss der 2. Landesmitgliederversammlung 2022

29.10.2022 | Dresden

Intakte Ökosysteme mit ihrer Artenvielfalt sind ein wichtiger Grundpfeiler
unserer Lebensgrundlagen. Trotz ihrer wichtigen Funktion sind auch in Sachsen im
Jahr 2022 immer noch ökologisch wertvolle Biotope und Lebensräume von der
Zerstörung bedroht. Die beiden bekanntesten Vorhaben in Sachsen sind
wahrscheinlich die geplante Verfüllung des Holzbergbiotops im Landkreis Leipzig
durch die Firma Kafril sowie die geplante Ausweitung des Kiesabbaugebiets
Würschnitz bei Dresden durch das dortige Kieswerk.
Im Landkreis Leipzig kämpft eine große Bürger*inneninitiative gegen die
Verfüllung und gegen die Ausweitung des Kiesabbaus in Würschnitz hat sich sogar
eine Waldbesetzung gebildet.

Als GRÜNE JUGEND Sachsen fordern wir den dauerhaften Schutz und Erhalt dieser
und aller anderen von Zerstörung bedrohten ökologisch wertvollen Gebiete. Es
kann nicht sein, dass Biotope zerstört, gesunde Wälder gerodet und Moore
ausgetrocknet werden, während die Klimakrise immer weiter fortschreitet und
immer größere Waldschäden in Sachsen zu verzeichnen sind! Wir sagen Nein zur
Zerstörung dieser ökologisch wertvollen Biotope durch Konzerne!

Wir sehen hierbei auch den grünen, sächsischen Umweltminister in der
Verantwortung hierfür Sorge zu tragen.

Die beiden genannten Pläne zu Zerstörungen sind jedoch keine Einzelfälle und
lassen sich nicht isoliert betrachten. Sie sind die Konsequenz eines Systems,
das die Ausbeutung der Natur zu einer ihrer wesentlichen Grundpfeiler gemacht
hat und Raubbau an Mensch und Umwelt fördert. Sie sind Folge eines Bergrechts
aus vergangenen Tagen, das ökologische Belange hintenanstellt und so den Raubbau
an der Natur erst möglich macht.
Wir kämpfen deshalb nicht nur gegen einzelne Raubbau-Vorhaben sondern auch für
ein Gesellschafts-, Wirtschafts- und Rechtssystem, dass den Wert intakter
Ökosysteme kennt, intakte Ökosysteme schützt und bedrohte Ökosysteme schützt und
renaturiert.

Als GRÜNE JUGEND Sachsen fordern wir konkret:

  • Den Stopp der Pläne zur Verfüllung des Holzbergbiotops sowie den Stopp der Pläne zur Erweiterung des Kiestagebaus Würschnitz.
  • Den Erhalt der ökologisch wertvollen sächsischen Biotope, insbesondere des Holzbergbiotops und des Biotops bei Ottendorf-Okrilla und Mulkwitzer Hochkippen.
  • Eine Novellierung des Bergrechtes zur Anpassung an die Gegebenheiten und Herausforderungen unserer Zeit, insbesondere mit einer vorrangigen Berücksichtigung der ökologischen Folgen möglicher Bergbauprojekte.
  • Die Neubewertung insbesondere der oben genannten Abbau- und Verfüllungsvorhaben nach der Novellierung des Bergrechtes.
  • Die Ausweitung und Verstetigung der Renaturierung der sächsischen Moore und anderer Biotope.
  • Die Reduzierung der Neuversiegelung von Flächen und keine weiteren Zerschneidungen zusammenhängender Ökosysteme.
  • Eine ausreichende personelle und finanzielle Ausstattung der Naturschutzbehörden zur Überprüfung naturschutzrechtlicher Belange bei Bergbauvorhaben.


Wir solidarisieren wir uns mit den Protesten der Menschen vor Ort, die sich für
den Erhalt der Biotope einsetzen, insbesondere der Initiative „Holzberg retten“
und der Waldbesetzung im Heibo und stellen uns gegen eine mögliche
Räumung im Heibo.

Im Kampf um den Erhalt unserer lokalen Ökosysteme dürfen wir aber nicht die
Ausbeutung und Zerstörung der Ökosysteme in anderen Ländern und Kontinenten,
insbesondere im sog. Globalen Süden vergessen. Vor allem getrieben durch unseren
Lebensstil und unseren Hunger nach Ressourcen hier in Deutschland und Europa
werden weltweit ganze Landstriche und ökologisch und klimatisch extrem wertvolle
und bedeutsame Ökosysteme zerstört und Raubbau an Mensch und Umwelt betrieben.
Für uns ist klar, dass der Schutz unserer lokalen Ökosysteme nicht zu
Zerstörungen und Raubbau an Menschen und Umwelt anderswo führen darf. Eine
lebenswerte Zukunft und ein funktionierendes Gesamt-Ökosystem Erde kann es nur
geben, wenn weltweit der Raubbau an der Natur beendet wird. Ebenso gibt es
soziale Gerechtigkeit nur dann, wenn auch die Ausbeutung von Menschen weltweit
gestoppt wird und die neokolonialen Praktiken weltweit beendet werden.

Wir fordern deshalb als GRÜNE JUGEND Sachsen:

  • Den Stopp des Raubbaus an der Natur und den Menschen weltweit.
  • Eine Abkehr von neokolonialen, zerstörerischen Praktiken und Wirtschaftsweisen.
  • Den Schutz der Regenwälder und anderer bedeutender Ökosysteme weltweit.
  • Den Schutz der indigen Bevölkerungen und ihrer Lebensräume.


Wir solidarisieren uns mit allen Menschen weltweit, die teilweise seit
Jahrzehnten gegen die Zerstörung ihrer Heimat kämpfen. Wir sind uns dabei
bewusst, dass dieser Kampf weltweit insbesondere von Indigen und FINTA*-Personen
getragen wird und unter anderem deshalb nicht nur eine ökologische sondern auch
eine Gerechtigkeits-Frage ist.

Begründung

In der Nähe von Ottendorf-Okrilla plant das dortige Kieswerk die Ausweitung des Kiesabbaugebiets Würschnitz 1 [1]. Der geplante Kiestagebau würde einen ökologisch wertvollen Lebensraum zerstören, gravierende Auswirkungen auf das Grundwasser bis hoch nach Brandenburg haben und ein Moor vernichten. Hierzu gibt es bereits einen Beschluss des KV Dresden von Bündnis 90/Die Grünen [2].
Auf einem Waldstück des gepplanten zukünftigen Abbaugebiets hat sich im Sommer 2021 eine Waldbesetzung unter dem Namen Heibo gebildet. Da die Möglichkeit einer Räumung in diesem Winter im Raum steht, ist hier Aufmerksamkeit und Druck auf den grünen Umweltminister als oberstem Vorgesetzten des Sachsenforsts (Eigentümer des Waldes) besonders wichtig.

Die Holzbergregion im Landkreis Leipzig gehört zu den artenreichsten Lebensräumen Sachsens. Die Firma Kafril plant derzeit die Verfüllung dieses wertvollen Biotops mit Bauschutt, obwohl bereits ein geeigneter Ersatzstandort (im Tagebau Schleenhain) gefunden wurde [3]. Auf seiner LDK im Mai 2022 hat sich der sächsische Landesverband von Bündnis 90/Die Grünen bereits in einem Beschluss für den Erhalt des Holzbergbiotops ausgesprochen [4]. Seitdem hat sich leider nicht viel getan und die Betreiberfirma Kafril hält weiter an der Verfüllung des Biotops fest.

Mit diesem Antrag soll die Aufmerksamkeit für den Kampf um den Erhalt dieser ökologsich wertvollen Gebiete aufrechterhalten und gleichzeitig in einen übergeordneten Zusammenhang mit unserem Gesellschafts-, Wirtschafts- und Rechtssystem gebracht werden.

Wenn wir über den Schutz von Ökosystemen sprechen dürfen wir nicht bei uns im Lokalen stehen bleiben. Wir müssen den Raubbau weltweit und dessen (neokoloniale) Ursachen genauso in den Blick nehmen und bekämpfen. Der globale Kampf gegen Raubbau an Mensch und Umwelt könnte auch einen eigenen Antrag füllen. Die Ausführungen in diesem Antrag sind deshalb nicht abschließend zu verstehen.

[1] https://heibo.noblogs.org/2021-08-18/pm-initialbesetzung/

[2] https://gruenedresden.de/userspace/SN/kv_dresden/Dokumente/Beschluesse/Kiesabbau-_in_und_um_Dresden_stoppen__Schaeden_fuer_Flora_und_Fauna_begrenzen.pdf

[3] https://www.openpetition.de/petition/online/holzberg-biotop-rettung-jetzt

[4] https://gruene-sachsen.de/fileadmin/media/parteitage/2022_05_Neukieritzsch/Beschluss_Dringlichk-eitsantrag_Holzberg_retten.pdf



← zurück