GRÜNE JUGEND Sachsen fordert konsequente Strafverfolgung bei patriarchaler Gewalt und Förderung von Schutzangeboten
Sachsen. Am 25. November findet jährlich der Internationale Tag gegen
patriarchale Gewalt statt. Wir gedenken der Opfer von Femiziden und aller
weiteren Formen geschlechterspezifischer Gewalt hier in Sachsen und
überall auf der Welt.
In Deutschland wird durchschnittlich jeden Tag eine Frau Opfer einer
Gewalttat durch ihren (Ex-) Partner – jeden dritten Tag mit tödlichem
Ausgang. In Sachsen wurden seit 2018 mindestens 18 Frauen Opfer eines
Femizids, in diesem Jahr schon mindestens drei. Das sind drei zu viel.
Miriam Schröter, queer- und frauenpolitische Sprecherin der GRÜNEN JUGEND Sachsen, dazu:
„Femizide, also Tötungsdelikte an Frauen aufgrund ihres Geschlechts, sind
keine Einzelfälle. Sie haben System. Solange Männer Frauen als ihren
Besitz ansehen und daraus Ansprüche ableiten, werden sie Gewalt ausüben,
um diese einzufordern. Es geht hierbei um die Aufrechterhaltung von
Macht, Kontrolle, Unterdrückung und Ausbeutung.
Das muss ein Ende haben und dafür braucht es ein Umdenken im System und die Sicherstellung von echter Gleichstellung für alle Geschlechter. Denn patriarchale Gewalt richtet sich nicht nur gegen Frauen. Auch trans*,
intergeschlechtliche und nicht binäre Personen sind überdurchschnittlich
davon betroffen.“
Schröter ergänzt:
„Außerdem werden Femizide in der Kriminalstatistik viel zu oft nicht als
solche behandelt. Sie werden meist als Beziehungstaten kategorisiert und
Tätern dann teilweise sogar mildernde Umstände zugesprochen, wenn
Trennungen von den späteren Opfern ausgegangen sind. Dadurch werden diese
besonderen Tötungsdelikte verharmlost.“
In Sachsen wurden im Jahr 2022 über 1.200 Fälle von Straftaten im
Spektrum von Stalking bis Vergewaltigung an weiblichen Personen erfasst.
Die Dunkelziffer der Fälle dürfte jedoch um einiges höher sein, denn ein
großer Teil der Übergriffe taucht gar nicht in der Statistik auf, da sie
nicht angezeigt und deshalb auch nicht verfolgt werden. Dies geschieht
meist aus Scham oder der Angst, nicht ernst genommen zu werden. Hier
zeigt sich, dass eine Sensibilisierung der zuständigen Behörden und
Anlaufstellen unverzichtbar ist.
Das oft junge Alter der Betroffenen ist besonders erschreckend und muss
ebenfalls beachtet werden. Studienergebnisse zeigen, dass in Sachsen
Opfer von Vergewaltigungen im Durchschnitt ca. 21 Jahre alt sind, über 30 % der Betroffenen sogar minderjährig.
Miriam Schröter folgert:
„Das ist erschütternd und deshalb fordern wir:
- die Anerkennung von Femiziden und Fällen sexualisierter Gewalt als solche und damit einhergehend eine konsequente Strafverfolgung,
- entsprechende Sensibilisierung der Behörden bei der Erkennung von Femiziden und sexualisierter Gewalt, insbesondere bei Minderjährigen, und der weiteren Ermittlung,
- den weiteren Ausbau und die Förderung von Schutzeinrichtungen wie Frauenhäusern und Beratungsstellen – vor allem im ländlichen Raum
- sowie einen erleichterten Zugang zu psychologischer Beratung.
Unsere Gedanken sind bei den Opfern und deren Angehörigen sowie allen
Betroffenen. Wir solidarisieren uns mit ihnen und stehen geschlossen
gegen jede Form von patriarchaler Gewalt, Sexismus und
Queerfeindlichkeit.“
Gedenkveranstaltungen und Aktionen am 25.11.2023:
Dresden:
- Demonstration ab 14:30 Uhr, Dr.-Külz-Ring (Altmarktgalerie)
- feministischer Kurzfilmabend ab 19 Uhr im Thalia Kino (Görlitzer Straße 6)
Chemnitz:
- ab 16 Uhr im Weltecho, Annaberger Straße 24: Filmvorführung „Die Ungehorsame“ mit anschließender Gesprächsrunde
- Frauenhilfe Chemnitz e.V.: Ausstellung zum Thema Femizide im Open Space Chemnitz, Brückenstr. 10 von 10 bis 15 Uhr
Leipzig:
- „Auf die Straße gegen patriarchale Gewalt – wütend, feministisch, solidarisch“ Karl-Liebknecht-Straße 59: Kundgebung ab 14 Uhr mit anschließender Demonstration ab 17 Uhr
Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge:
- Kerzenaktion ab 16 Uhr vor dem Haupteingang des Weißeritzparks, An der Spinnerei 8 in Freital
Kontakt für Rückfragen: miri.schroeter@gj-sachsen.de
Quellen:
- „Dunkelfeldstudie zur Viktimisierung von Frauen durch häusliche Gewalt, Stalking und sexualisierte Gewalt“ 2023 Hochschule Merseburg für das Sächsische Staatsministerium für Justiz, Demokratie, Europa und Gleichstellung
- Polizeiliche Kriminalstatistik Sachsen 2022
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